»Kinder, die lesen, werden Erwachsene, die denken.«
Hatice Akyün

Leseprojekte:

Eine entscheidende Rolle für das Lesen-Können und Lesen-Wollen nehmen positive Leseerlebnisse ein: vielfältige Leseanregungen, die den verschiedenen Interessen und Ressourcen der Leser:innen, aber auch ihrem sprachlichen und kulturellen Hintergrund mit unterschiedlichen Zugängen zu Wort, Satz und Text gerecht werden. Hier finden Sie Leseprojekte und -programme – zur Nachahmung empfohlen.

von

Christine Garbe

Prof. Dr. Christine Garbe war bis 2018 Inhaberin des Lehrstuhls für Lese- und Mediensozialisation von Kindern und Jugendlichen an der Universität zu Köln. Zu den Themen Lesekompetenz, Leseförderung und Lehrerbildung leitete sie große internationale Projekte, veröffentlichte zahlreiche Forschungsbeiträge und Vorträge, führte Fortbildungen und Workshops, Schulberatungen und Evaluationsprojekte durch. Konzeption und Aufbau einer Online-Plattform zur Leseförderung von Jungen (www.boysandbooks.de). Bis 2023 war sie Präsidentin des europäischen European Literacy Policy Network ELINET und leitete dort die Arbeitsgruppe »Adolescent and Disciplinary Literacy« (European Literacy Policy Network: www.elinet.pro).

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Renate Valtin

Dr. Renate Valtin ist Professorin und war bis 2008 Leiterin der Abteilung Grundschulpädagogik an der Humboldt Universität Berlin und Mitglied des deutschen Teams von IGLU 2001 bis 2016.

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Gerold Brägger

Gerold Brägger, M.A., ist Leiter und Gründer der IQES-Plattform und des Beratungs- und Weiterbildungsinstituts schulentwicklung.ch. Er ist Erziehungswissenschaftler, Schulberater, Lehrerbildner, Autor von pädagogischen Fachbüchern und Lernmitteln sowie Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift PÄDAGOGIK: www.IQESonline.net www.schulentwicklung.ch Arbeitsschwerpunkte: Schul- und Unterrichtsentwicklung, Evaluation, Digitale Medien in Schule und Unterricht, kompetenzorientierter Unterricht und selbstkompetentes Lernen, Schulleitung, Gute gesunde Schulen, Schulentwicklung in Netzwerken und Bildungsregionen. Publikationsliste herunterladen Web: www.IQESonline.net | www.schulentwicklung.ch Publikationen von Gerold Brägger im Beltz Verlag

und

Nicole Steiner

Nicole Steiner, MA, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin, Autorin und Redaktorin IQES online und IQES Lernkompass, Mitglied Beratungsteam schulentwicklung.ch, Pädagogin, Psychologin, Illustratorin und Theaterpädagogin. Als Primarlehrerin hat sie langjährige Praxiserfahrung, vorwiegend an Schulen mit integrativer Schulungsform. Sie erstellt und betreut Konzepte für Lese- und Schreibförderung, Feedback und Begabtenförderung. Web: www.IQESonline.net | www.schulentwicklung.ch

Beispiele guter Praxis in der Leseförderung

Die PISA-Ergebnisse zu den Lesekompetenzen von Schüler:innen im Jahr 2000 waren ein Weckruf für Forschung und Praxis. In der Folge wurden zahlreiche Programme und Projekte entwickelt, in denen das Lesen mit Erfolg gefördert wurde. Es gibt genügend Beispiele guter Praxis, die zu eigenen Initiativen ermutigen.

Ein Europäischer Referenzrahmen für gute Praxis

Das »European Literacy Policy Network ELINET« wurde von 2014 bis 2016 von der Europäischen Kommission gefördert, um Initiativen zur Lese- und Schreibförderung in Europa zu analysieren, zu vernetzen und voranzubringen. Seit 2017 arbeiten in der ELINET Association Expert:innen der Lese- und Schreibförderung aus mehr als 20 Ländern an einer Fortsetzung dieser Initiative weiter.

25 Literacy-Expert:innen aus 12 Ländern waren daran beteiligt, einen Europäischen Referenzrahmen für gute Praxis im Bereich der Lese- und Schreibförderung für Kinder und Familien, Jugendliche und Erwachsene zu erarbeiten (Garbe, Mallows, & Valtin, 2016, Download). In drei Handlungsfeldern wurden 12 Bereiche identifiziert, für die Kriterien und Beispiele guter Praxis gesammelt wurden:

  • Bereitstellung einer schriftreichen Umgebung: Family Literacy Programme, Buchstart-Programme, Vorschulische Förderprogramme zur Vorbereitung des Schriftspracherwerbs, Programme zur Lese- (und Schreib-)Animation für Kinder und Jugendliche sowie günstige schriftreiche Umgebungen für Erwachsene.
  • Verbesserung der Unterrichtsqualität: Programme zur Förderung von Motivation und Kompetenzen im Lesen und Schreiben, Lese- und Schreib-Curricula, Lernstandserhebungen und Leistungstests, vorbildliche Konzepte für den Lese- und Schreibunterricht sowie für die Lehreraus- und -weiterbildung.
  • Steigerung von Teilhabe, Inklusion und Chancengerechtigkeit: Maßnahmen zur Unterstützung von Lernenden mit besonderem Förderbedarf (z. B. Zweitsprachenlerner:innen, Kinder aus benachteiligten Familien, Jungen).
ELINET Country Reports – Frame of Reference

Dieses Dokument bildet den Bezugsrahmen für alle 30 Länderberichte von ELINET. Jeder dieser Berichte stellt die länderspezifischen Informationen zur Alphabetisierung dar, sowohl quantitative als auch qualitative Daten. Für jeden verwendeten quantitativen Indikator enthalten die Berichte eine kurze Beschreibung der Bedeutung des Indikators und einige europaweite Daten zum Vergleich. Für beide Arten von Daten werden die Quellen genannt. Um die Länderberichte so kurz wie möglich zu halten, sind alle Hintergrund- und Kontextinformationen in diesem Dokument enthalten.

Autor/Autorin: Christine Garbe

Umfang/Länge: 66 Seiten

Fächer: alle Fächer

Stufen: alle Stufen

Von ELINET ausgewählte Beispiele guter Praxis

Dem europaweiten Aufruf, Beispiele guter Praxis im Bereich der Förderung schriftsprachlicher Kompetenzen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einzureichen, folgten rund 150 Projekte. Jedes Beispiel wurde von mehreren ELINET-Expert:innen nach zuvor vereinbarten Kriterien begutachtet. 109 Beispiele wurden positiv bewertet und für eine Veröffentlichung auf der ELINET-Webseite freigegeben. Hier werden ausgewählte Projekte aus Deutschland vorgestellt.

Vorlesen in Familien

Vorlesen in Familien

Vorlesen in Familien ist ein Projekt der Phantastischen Bibliothek Wetzlar zur Unterstützung der gesellschaftlichen Integration von Kindern aus bildungsbenachteiligten Familien. Gut ausgebildete ehrenamtliche Vorleser:innen (die Ausbildung umfasst 13 Module!) besuchen einmal wöchentlich »ihre« Familie (mit Kindern zwischen 4 und 12 Jahren) und nutzen das Vorlesen nicht nur zur Sprach- und Leseförderung der Kinder, sondern auch zur Beratung und Unterstützung der Eltern und Familien insgesamt.

BaCuLit – Lese- und Schreibkompetenzen im Fachunterricht vermitteln

Das BaCuLit-Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte der Sekundarstufen und der beruflichen Bildung geht auf eine Serie von EU-Projekten zurück, an denen Universitäten und Lehrerbildungseinrichtungen aus mehreren Ländern beteiligt waren. Das Akronym BaCuLit steht für »Basic Curriculum for Teachers' In-service Training in Content Area Literacy in Secondary Schools«. Es handelt sich hierbei um ein Kursangebot der Lehrerfortbildung zur Vermittlung fachbezogener bildungssprachlicher Schriftkompetenzen für Fachlehrkräfte aller Unterrichtsfächer und Lernbereiche. Die insgesamt 9 Module sind in der (2023 aktualisierten) deutschen Version in einem Praxishandbuch beschrieben und alle Fortbildungsmaterialien sind kostenlos im Internet verfügbar:

Christine Garbe; Marco Grahl-Marniok; Yvonne Hörmann; Birgit Kreitz (Hrsg.) (2023): Lese- und Schreibkompetenzen im Fachunterricht vermitteln. Praxis-Handbuch für Fort-bildende und Lehrende in Sekundarstufen und beruflicher Bildung. Bielefeld: WBV.

Download der Online-Materialien

Fußball trifft Kultur

Fußball trifft Kultur ist ein Projekt von LitCam (Literacy Campaign) Frankfurt in Kooperation mit der Bundesliga-Stiftung und anderen Sponsoren. Es wird in Schulen durchgeführt und richtet sich an Schüler:innen aus bildungsbenachteiligten Familien, denen eine Kombination aus regelmäßigem Fußballtraining mit Sprach- und Lernförderung sowie einmal monatlich ein kulturelles Highlight angeboten wird. Das Programm läuft für mindestens ein Schuljahr und richtet sich an Schüler:innen der dritten und vierten bzw. fünften und sechsten Klasse. Seit 2007 wird es in mehreren Bundesländern durchgeführt und hat bereits einige tausend Schüler:innen erreicht.

Netzwerk Leseförderung Lüneburg e. V.

Das Netzwerk Leseförderung Lüneburg e. V. ist eine lokale Initiative, in der sich die Universität und Schulen, die Stadtbibliothek und Buchhandlungen, das örtliche Literaturhaus, der Verein Mentor e. V., die Landeszeitung Lüneburg und weitere Akteure der Leseförderung für Kinder und Jugendliche zusammengeschlossen haben, um gemeinsame Projekte zu entwickeln und durchzuführen. Dazu gehören »Buchstart Lüneburg« und »Gedichte für Wichte« zur vorschulischen Leseförderung, die jährliche Aktionswoche »Lüneburg liest« und das Projekt »Zeitungsleser – Weltentdecker«.

»boys & books«

»boys & books« ist eine Webseite mit Empfehlungen zur Leseförderung von Jungen. Die Webseite adressiert erwachsene Literaturvermittler (Lehrkräfte, Bibliothekare, Eltern …) und bietet außer der Vorstellung aktueller empfehlenswerter Bücher für männliche Leser zwischen 6 und 18 Jahren vielfältige Materialien und Methoden zur Leseförderung sowie den wissenschaftlichen Hintergrund im Bereich der Leseforschung.

Wir werden Textdetektive

Wir werden Textdetektive ist ein ca. 30-stündiges Programm zur systematischen Vermittlung von Lesestrategien für Schüler:innen ab der 5. Klasse. Es besteht aus einem Handbuch für Lehrkräfte und einem Arbeitsheft für Lernende und wurde ursprünglich im Rahmen eines DFG-Forschungsprojektes entwickelt und evaluiert. Inzwischen liegt es auch als vereinfachtes Programm für Förderschüler und in englischer Sprache vor (Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Gold, Dr. Elmar Souvignier, Universität Frankfurt). Die bewährten Text- und Lesedetektive werden im Laufe des Jahres 2024 eine Neuauflage inklusive neu gestalteter Website erfahren.

Zeitungsleser – Weltentdecker

Zeitungsleser – Weltentdecker ist ein Projekt des Netzwerks Leseförderung Lüneburg e. V., bei dem Lehrende der Leuphana Universität mit der Landeszeitung Lüneburg und Schulen kooperieren. In einem Projektseminar werden Studierende der Universität darauf vorbereitet, mit Schüler*innen der 7. bis 10. Klassen an Haupt-, Real- und Förderschulen über einen Zeitraum von 8 Wochen kreative Projekte rund um die Tageszeitung durchzuführen. Die teilnehmenden Klassen erhalten während der Projektlaufzeit täglich kostenlos die Tageszeitung als Klassensatz, sodass die Lernenden eigene Lesewege entwickeln und die Welt der Zeitung entdecken können.

Ich-will-lernen.de

Ich-will-lernen.de ist Deutschlands größtes kostenloses Lernportal für Erwachsene, das neben vielen anderen Angeboten auch einen umfangreichen Bereich zum Lesen, Schreiben und Rechnen Lernen bietet. Das Lernportal wird seit 2004 vom Deutschen Volkshochschul-Verband betrieben und wurde bis 2016 von mehr als 400 000 Erwachsenen genutzt, häufig auch in Blended-Learning-Formaten. Das Lernportal wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und bietet neben kostenlosen Materialien, individuellen Lernwegen und der Möglichkeit zur anonymen Registrierung auch die interaktive Lernbegleitung durch Online-Tutor:innen.

Förderung schriftsprachlicher Aktivitäten in der Kita Frankfurt

Förderung schriftsprachlicher Aktivitäten in der Kita Frankfurt ist ein Projekt der Frankfurter Kindertagesstätten in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt. Es zielt darauf ab, Vorschulkinder durch systematische Fortbildung von Erzieher:innen und die Publikation von Materialien und Beispielen guter Praxis optimal auf den Erwerb der Schriftsprache vorzubereiten; siehe dazu die Broschüre: »Sprechen, Schreiben, Lesen – Kinder auf dem Weg zur Schrift«.

Das ELINET-Digital Literacy Projekt

Im ELINET-Projekt zur »Förderung digitaler Kompetenzen von Kindern im Vor- und Grundschulalter« (2019-22) wurden zwei Forschungsberichte auf der ELINET-Webseite publiziert, die einen Überblick bieten über relevante internationale Theorien und Studien, bezogen auf die Altersgruppen 0–3, 3–6 und 6–12 Jahre (Durgunoğlu et al. 2022; ELINET 2022, https://elinet.pro/research-2).

Ferner haben die Mitglieder von ELINET auf der 22. European Conference on Literacy in Dublin im Juli 2022 eine »Europäische Erklärung zur digitalen Bildung als Grundrecht von Kindern« verabschiedet (https://elinet.pro/policy-statements-2/)  und eine Sammlung von Beispielen guter Praxis zur digitalen Bildung von Kindern aus Europa veröffentlicht.

Die beiden Beispiele aus Deutschland sind:

Apps zur Sprach- und Leseförderung

Ein digitaler Service für Familien, Kitas und Schulen. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Initiative »Lesen mit App« der Stiftung Lesen, hilft sich schnell und zuverlässig einen Überblick über das App-Angebot zur Sprach- und Leseförderung zu verschaffen und geeignete Angebote auszuwählen.

»Führerschein fürs Internet«

Mit dem Surfschein-Quiz des Internet-ABC können Kinder spielerisch ihr Wissen rund um Internet, Computer, Smartphone und Apps testen und erweitern. Es geht um Fragen wie: Findest du im Internet, was du suchst? Bist du dir der Gefahren im Internets bewusst? Weißt du, was es im Internet alles zu entdecken gibt? Und: Kennst du die Regeln, an die du dich im Internet halten solltest? Wer alle Fragen richtig beantwortet hat, erhält den Surfschein. Bei Nichtbestehen werden Lernmodule angeboten.