Einführung für Lehrpersonen:

Worauf können Lehrpersonen besonders achten, wenn sie Check News-Lernumgebungen in ihrem Unterricht einsetzen? Welche Medienkompetenzen können sie mit ihnen gezielt fördern? Was sind Merkmale und Potenziale offener Lernumgebungen?

von

Gerold Brägger

Gerold Brägger, M.A., ist Leiter und Gründer der IQES-Plattform und des Beratungs- und Weiterbildungsinstituts schulentwicklung.ch. Er ist Erziehungswissenschaftler, Schulberater, Lehrerbildner, Autor von pädagogischen Fachbüchern und Lernmitteln sowie Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift PÄDAGOGIK: www.IQESonline.net www.schulentwicklung.ch Arbeitsschwerpunkte: Schul- und Unterrichtsentwicklung, Evaluation, Digitale Medien in Schule und Unterricht, kompetenzorientierter Unterricht und selbstkompetentes Lernen, Schulleitung, Gute gesunde Schulen, Schulentwicklung in Netzwerken und Bildungsregionen. Publikationsliste herunterladen Web: www.IQESonline.net | www.schulentwicklung.ch Publikationen von Gerold Brägger im Beltz Verlag

und

Nicole Steiner

Nicole Steiner, MA, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin, Autorin und Redaktorin IQES online und IQES Lernkompass, Mitglied Beratungsteam schulentwicklung.ch, Pädagogin, Psychologin, Illustratorin und Theaterpädagogin. Als Primarlehrerin hat sie langjährige Praxiserfahrung, vorwiegend an Schulen mit integrativer Schulungsform. Sie erstellt und betreut Konzepte für Lese- und Schreibförderung, Feedback und Begabtenförderung. Web: www.IQESonline.net | www.schulentwicklung.ch

So können Sie die Check News-Lernumgebungen im Unterricht produktiv einsetzen

Acht Punkte, die Lehrer:innen beim Unterrichten mit CheckNews-Lernumgebungen beachten können:

Die beste Lernumgebung
ist die Motivation,
die ich selber erzeuge.
Lutz Jäncke, Neuropsychologe,
Universität Zürich

Die Lernumgebungen von Check News kreisen um Themen, die viele Jugendliche und junge Erwachsene interessieren (könnten). Zu Influencern auf Sozialen Medien, Klimawandel und Krieg,  Fake News und Cybermobbing, Migration und Doppelbürgertum haben viele eigene biografische Bezüge und persönliche Erfahrungen. Sinnvolles Lernen geschieht, wenn es Lehrpersonen gelingt, eine persönliche Verbindung der Schüler:innen zu einem Thema herzustellen. Persönliche Neugier und individuelle Bedeutsamkeit sind starke Treiber für verständnistiefes Lernen.

Empfehlung: Unterstützen Sie die Lernenden dabei, eigene Erfahrungen und Fragen für die Auseinandersetzung mit einem Thema zu formulieren. Gestalten Sie mit ihnen zusammen Aufgaben, die alltagnah sind und Lebensweltbezug haben. Es ist immer wieder erstaunlich, wie persönlich als relevant erlebtes Lernen Schüler:innen motiviert und daraus Höchstleistungen entstehen.

Traditionelle Lehrmittel geben oft ein eng gefasstes Thema vor, mit dem sich alle zum gleichen Zeitpunkt beschäftigen. Mit Smartphones, Tablets und Computer steht eine ganze Welt voller authentischer Lernmaterialien zur Verfügung. Diese «Kulturzugangsgeräte» eröffnen vielfältige multimediale Zugänge zu einem nahezu unerschöpflichen Reservoir an medialen Informationen. Mit den kuratierten Check News-Lernumgebungen kann ein größeres Spektrum an inhaltlichen Zugängen zu einem Rahmenthema eröffnet werden. Lernende können ihre Interessen an unterschiedlichen Fragestellungen besser einbringen und sind motivierter bei der Sache.

Empfehlung: Ermuntern Sie die Lernenden, sich eigene Ziele zu setzen, sich selbst Aufgaben zu stellen und individuelle Interessen in die Auseinandersetzung mit einem Rahmenthema einzubringen.

Emotionen und persönliche Relevanz spielen eine wichtige Rolle für nachhaltiges Lernen. Die Check News-Lernumgebungen fokussieren Themen, bei denen die persönliche Betroffenheit bei einigen oder sogar vielen Jugendlichen hoch sein kann. Deshalb bestehen gute Chancen, eine emotionale Verbindung zu Inhalten herzustellen. Weil für viele Jugendliche die Themen emotionalen Tiefgang haben, brauchen Lehrer:innen große Sorgfalt in ihrer Arbeit, Empathie und Achtsamkeit.  

Empfehlung: Stellen Sie die Bedürfnisse der Lernenden ins Zentrum. Bedenken Sie, dass für einzelne Schülerinnen und Schüler ein Thema sehr stark emotional besetzt sein kann (mit Unsicherheit, Ängsten, Selbstzweifeln bis zu traumatischen Erlebnissen). Forcieren Sie keine Auseinandersetzung, fordern Sie keine Emotionen heraus und lassen Sie die einzelnen Jugendlichen regulieren, wie stark sie sich auf bestimmte Fragen und Themen emotional einlassen wollen.

Die Check News-Lernangebote bieten jeweils eine große Auswahl an Lernangeboten und Medienbeiträgen. Selbstreguliertes Lernen in einer pädagogisch sorgfältig strukturierten Lernumgebung wird dadurch möglich. Dennoch sind die Check News-Lernumgebungen keine Selbstläufer! Zu unterschiedlich sind die Lernvoraussetzungen von 12- bis 19-Jährigen, zu unterschiedlich können Interessen und Vorwissen der Lernenden in heterogenen Klassen sein!

Empfehlung: Bestimmen Sie den Grad der Selbstregulierung entsprechend den bereits vorhandenen Kompetenzen für selbstorganisiertes Lernen. Wo nötig, geben Sie die Lernwege mit enger führenden Aufträgen zu einzelnen, von Ihnen ausgewählten Medienbeiträgen vor. Für jüngere Schüler:innen und solche, die noch über wenig ausgeprägte sprachliche und mediale Kompetenzen verfügen, kann die Vielfalt der aufgeführten Medien überfordernd wirken. Hier ist eine direkte Steuerung und Begleitung durch Sie als Lehrperson notwendig.

Selbstreguliertes und selbstorganisiertes Lernen in authentischen Lernsituationen ist für Jugendliche und junge Erwachsene besonders motivierend. Damit werden menschliche Grundbedürfnisse nach Autonomie, Selbstwirksamkeit und sozialer Eingebundenheit befriedigt (Deci/Ryan 1993). Die CheckNews-Lernangebote sind so gestaltet, dass sie zu eigenständigen Entscheiden ermutigen und eigenverantwortliches Lernen fördern.

Empfehlung: Unterstützen Sie das selbstorganisierte Lernen, indem Sie

  • die Schüler:innen bei Lerninhalten, Lernwegen, Sozialformen und Lernprodukten mitbestimmen lassen.
  • genügend Zeit für aktives Lernen und Erarbeiten zur Verfügung stellen.
  • Schüler:innen bei der Einzelarbeit nicht allein lassen und ihnen Unterstützung in der Zone ihrer nächsten Entwicklung geben.
  • Schüler:innen oft Gelegenheit geben, sich mit anderen Lernenden auszutauschen und ihre (Zwischen-)Ergebnisse zu präsentieren.
  • schrittweise die Aufgaben für selbstgesteuertes Lernen öffnen, bis hin zu Medienprojekten mit freier Wahl der Medienbeiträge und Arbeitsweise.

Die CheckNews-Lernumgebungen verbinden das individuelle Lernen auf eigenen Wegen und das kooperative Lernen von- und miteinander. Das gelingt besonders gut, wenn Lehrpersonen den Unterricht bewusst im Wechselspiel von individuellen und gemeinsamen Lernphasen strukturieren.

Empfehlung: Gestalten Sie Unterrichtsphasen, in denen entdeckendes Lernen und eine selbstgesteuerte Auseinandersetzung mit den Medienbeiträgen möglich ist. Planen Sie ebenso Phasen ein, während derer die Schüler:innen im Partnergespräch oder in Lerngruppen Ideen austauschen können und sich auf gemeinsame Ergebnissen einigen müssen. Und nicht zuletzt: Greifen Sie Fragen im Plenum auf und vertiefen Sie Themen durch fachliche, direkte Inputs Ihrerseits.

Digitale Medien wie die CheckNews-Lernumgebungen ermöglichen in bisher ungekanntem Maß die Differenzierung von Lernangeboten und Personalisierung von Lernwegen. Sie erlauben es, den Unterricht für ein größeres Spektrum an Themen, Lernwegen und Bearbeitungsweisen zu öffnen.

Empfehlung: Um der Vielfalt der Köpfe gerecht zu werden und den unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen der Schüler:innen zu antworten, können Sie

  • die Lernangebote nach Kompetenzzielen, Anspruchsniveau, Lerntempo, Sozialformen, Selbstständigkeit und individuellen Lernzugängen differenzieren.
  • die Schüler:innen bei der Wahl für sie passender Medienbeiträge beraten (für eine schnelle Orientierung der Lernenden werden in den Check News-Lernumgebungen die Medienbeiträge charakterisiert, nach Schwierigkeit des Textes, Hinweisen auf Hintergründe u. a. m.)
  • die Lernenden darauf hinweisen, dass sie die Wahl zwischen Text, Radio/Podcasts und Video-Beiträgen haben und bereits bei vielen Newsportalen die Funktion einer Text-to-Speech-Umwandlung zur Verfügung steht.

Die Check News-Lernumgebungen zielen darauf, Lernende als kritische Konsument:innen von sozialen und journalistischen Medien sowie als kreative Produzent:innen von eigenen Medienbeiträgen zu qualifizieren. Beiden Zielsetzungen liegt die Erfahrung zugrunde, dass erst aktive Mediennutzung und produktives Medienhandeln zu Lernprozessen führen, die für Kinder und Jugendliche motivierend sind und sie befähigen, mündig und souverän mit Medien umzugehen.

Empfehlung: Setzen Sie Zeitungstexte, Fernseh- und Radiosendungen, Podcasts und Videokanäle, Wikis und Websites in Ihrem Unterricht öfters ein und ermöglichen Sie es damit Ihren Schüler:innen, mit lebensnahen und aktuellen Materialien zu arbeiten. Geben Sie den Lernenden die Chance, eigene Medienprodukte (Blogs, Podcasts, Reportagen, Interviews, Videos u. a. m.) zu erstellen. Nutzen Sie dafür bewährte digitale Werkzeuge und Tools. Und gestalten Sie im Team eigene Lernumgebungen mit digitalen Medien.