Stolpersteine gegen das Vergessen:

Im Zweiten Weltkrieg (1939-45) wurden 60 Millionen Menschen getötet, darunter 6 Millionen Jüdinnen und Juden. Gut 4 Millionen Menschen verloren ihr Leben in den Konzentrations- und Vernichtungs­lagern der Nationalsozialisten. Mehr als 100’000 Stolpersteine in 29 Ländern Europas sollen dazu beitragen, die Opfer in Erinnerung zu behalten.

von

René Staubli

René Staubli (*1953) war Redaktor und Reporter für Sonntags-Zeitung, Weltwoche und Tages-Anzeiger. 2003 gewann er den Zürcher Journalistenpreis. Heute ist er als Lektor und Ghostwriter tätig.

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Jens Lucht

Dr. Jens Lucht ist Leiter des Departments Wissensvermittlung am fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und  Gesellschaft/Universität Zürich. Er ist Dozent am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung/UZH, am Soziologischen Institut/UZH und an der Weiterbildungsstelle der UZH. Web: www.foeg.uzh.ch

und

Gerold Brägger

Gerold Brägger, M.A., ist Leiter und Gründer der IQES-Plattform und des Beratungs- und Weiterbildungsinstituts schulentwicklung.ch. Er ist Erziehungswissenschaftler, Schulberater, Lehrerbildner, Autor von pädagogischen Fachbüchern und Lernmitteln sowie Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift PÄDAGOGIK: www.IQESonline.net www.schulentwicklung.ch Arbeitsschwerpunkte: Schul- und Unterrichtsentwicklung, Evaluation, Digitale Medien in Schule und Unterricht, kompetenzorientierter Unterricht und selbstkompetentes Lernen, Schulleitung, Gute gesunde Schulen, Schulentwicklung in Netzwerken und Bildungsregionen. Publikationsliste herunterladen Web: www.IQESonline.net | www.schulentwicklung.ch Publikationen von Gerold Brägger im Beltz Verlag

in Zusammenarbeit mit dem Verein Stolpersteine Schweiz (stolpersteine.ch)

Worum geht es?

Stolpersteine sind in den Boden eingemauerte kleine Betonwürfel im Format 96 × 96 mm mit einer Plakette aus Messing. Die Inschriften erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus, insbesondere an Menschen, die in Konzentrationslagern gequält und umgebracht wurden: Die Stolpersteine werden meist vor dem letzten Wohnort der Opfer angebracht.

Die Idee hatte der Kölner Künstler Gunter Demnig. Seit 1992 hat er in Deutschland und 29 weiteren Ländern Europas mehr als 100’000 Steine verlegt oder verlegen lassen. Die Stolpersteine gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt.

Stolpersteine stellen eine kleine, personalisierte Form des Erinnerns dar. Im Gegensatz dazu nimmt das zentrale Holocaust-Denkmal in Berlin am Brandenburger Tor eine Fläche von 19’000 m2 ein – mit 2711 Stelen und einem großen, unterirdischen »Raum der Namen«. Eine weitere Form bilden die Gedenkstätten an jenen Orten, wo die Verbrechen von den Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 verübt wurden, etwa in Dachau, Bergen-Belsen, Ravensbrück, Sachsenhausen, Mauthausen oder Auschwitz.

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»Die Stolpersteine sind mein Lebenswerk«

Warum Gunter Demnig auch nach dem 90'000sten Stein nicht müde wird, an seinem Projekt weiterzuarbeiten.

Gunter Demnig möchte, wenn immer möglich vor Ort sein und direkten Kontakt mit den Anwesenden und Angehörigen haben, um eine würdige Verlegung der Steine zu garantieren. Sie sollen einzeln und nicht in großen Massen eingesetzt werden, um jedem einzelnen Opfer gerecht zu werden.

Sinti und Roma

Für die von den Nationalsozialisten verschleppten und ermordeten Sinti und Roma aus Köln und anderen Teilen Deutschlands hat Gunter Demnig am 16. Dezember 1992 in Köln seinen ersten Stolperstein verlegt. Am Morgen des 16. Mai 1940 umstellten Polizei, SS und Wehrmacht das »Zigeunerlager« im Kölner Stadtteil Bickendorf. Dort waren fünf Jahre zuvor alle Sinti und Roma der Umgebung, die in Wohnwagen lebten, eingepfercht worden. In den folgenden Tagen schafften die Nazis weitere Sinti und Roma aus Aachen, Koblenz, Düsseldorf, Herne, Wuppertal, Wanne-Eickel, Gelsenkirchen, Duisburg und Krefeld ins Lager. Am 21. Mai wurden rund 1000 Menschen in Viehwaggons zu Konzentrationslagern im Osten abtransportiert.
Bei Sinti und Roma stellt sich stets die Frage, wo die Stolpersteine verlegt werden sollen. Als Fahrende hatten sie keinen festen Wohnsitz. Gunter Demnig setzte den Stein vor dem historischen Kölner Rathaus.

Das Schicksal der europäischen Roma und Sinti während des Holocaust ist auf dieser Website detailliert beschrieben.

Quelle
Titel
Hintergründe
Schwierigkeit
stolpersteine.eu
Gunter Demnigs Website zu den Stolpersteinen
Warum der Name »Stolpersteine«? An wen erinnern sie? Warum ein Stein pro Opfer? Kann jeder/jede einen Stolperstein verlegen lassen? Wie ist Gunter Demnig auf die Idee mit den Stolpersteinen gekommen? Wo können Stolpersteine verlegt werden? Was kostet die Verlegung?
musermeku Logo
In Amsterdam werden die Stolpersteine von Hand hergestellt
In fast allen Ländern Europas sind sie mittlerweile zu finden: Stolpersteine. Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln bilden das weltweit größte dezentrale Mahnmal an die Opfer der NS-Zeit.
Wikipedia Logo
Stolpersteine
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, sogenannten Stolpersteinen, soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Logo WDR
Die unglaublichen Schrecken einer Familie
Die Sinti-Familie von Markus Reinhardt wurde im Nationalsozialismus deportiert. Das beschäftigt ihn bis heute. Für die verfolgten Sinti und Roma wurde 1992 – vor gut 30 Jahren – der erste Stolperstein überhaupt verlegt.
Logo arte
Zur Geschichte der Stolpersteine
Stolpersteine sind Gedenksteine an Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Ein gezeichneter Erlebnisbericht aus Hamburg-Eppendorf (8.10.2019), Video: 5:37
United States Holocaust Memorial Museum Logo
Wer waren die Opfer des Holocaust?
Das NS-Regime verfolgte verschiedene Gruppen von Menschen. Ihr Glaube und/oder ihr Verhalten stelle eine Gefahr für die »Volksgemeinschaft« dar, hieß es pauschal. Ein Überblick über die Opfergruppen und die Gründe der Verfolgung.
Logo Spiegel
»Ein Zeichen des Respekts«
Die Berlinerin Nicola Andersson, 37, erzählt die Biografien von NS-Opfern. Sie will demnächst eine App anbieten, mit der sich Stolpersteine scannen lassen. (21.5.2022),
Logo Spiegel
Stolpersteine kommen weg
Bei der Setzung von Stolpersteinen kann es auch zu Fehlern oder Fehleinschätzungen kommen. Hier ein Beispiel: Stolpersteine für mutmaßliche Nazihelfer kommen weg (19.11.2022),
United States Holocaust Memorial Museum Logo
stolpersteine.ch – Medienecho
Das Medienecho versammelt einige Beiträge von Schweizer Medien zum Thema Stolpersteine
Steine der Erinnerung
»Steine der Erinnerung« – Gedenkprojekt in Wien
Webseite des Vereins, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den jüdischen Opfer des Holocausts zu gedenken und die Erinnerung an das jüdische Leben und die jüdische Kultur vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wach zu halten.
Logo SRF
Stolpersteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus
Beitrag des Regionaljournals BL zu Stolpersteinsetzungen (23.8.2022), Audio: 8.31 (Beitrag auf Schweizerdeutsch)
Förderkreis
Informationen zum großen Holocaust-Denkmal in Berlin
Die Homepage bietet (unter anderem) einen Überblick über die Entstehung des Holocaust-Denkmals in Berlin, informiert über die verschiedenen dazugehörigen Räume und stellt Auszüge aus Briefen von Besucher:innen vor.
Matthausen Memorial
Mauthausen digital
Gedenkstätten bereiten historisches Material zunehmend digital auf. So auch die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen in Österreich mit 84’000 Namen, Biografien, Videos und Datenbank
romasintigenocide
Das Schicksal der europäischen Sinti und Roma
Die Homepage bietet grundlegende Informationen für Schüler:innen / Lehrer:innen über den Völkermord an den europäischen Sinti und Roma.

Einzelarbeit

Der Künstler Gunter Demnig hat bisher in 29 Ländern beinahe 100’000 Stolpersteine verlegt oder verlegen lassen. Worum geht es ihm?

Kooperation

Partneraustausch: Vergleicht die Ergebnisse Eurer Recherche. Zu welchen Schlussfolgerungen kommt Ihr?

Austausch im Plenum

Bringt Fragen und zusätzliche interessante Aspekte in der Klasse oder Lerngruppe ein.

Einzelarbeit

Die Holocaust-Enzyklopädie des United States Holocaust Museum gibt einen Überblick über die von den Nationalsozialisten verfolgten Gruppen. Erstelle eine Liste mit den verfolgten Gruppen und versuche sie zu ordnen.

Kooperation

Partneraustausch: Vergleicht Eure Listen und überlegt, warum die Nationalsozialisten gerade diese Gruppen verfolgten. Diskutiert auch, wer nicht verfolgt wurde und warum.

Austausch im Plenum

Vorstellen: Stellt Eure Ergebnisse im Plenum vor. Wer an die Reihe kommt, bringt nur noch zusätzliche Erkenntnisse ein. Diskutiert anschließend die Ergebnisse in der Klasse.

Einzelarbeit

Mach Dir Gedanken über die Vor- und Nachteile der Stolpersteine im Vergleich zu großen Mahnmalen wie der Holocaust-Gedenkstätte in Berlin beim Brandenburger Tor oder von KZ-Gedenkstätten wie in Mauthausen, Dachau oder Auschwitz.

Kooperation

Austausch in 4-er-Gruppen: Stellt einander Eure Ergebnisse vor. Überlegt, ob alle drei Formen von Mahnmalen ihre Berechtigung haben.

Austausch im Plenum

Vorstellen: Eine per Zufall ausgewählte Person aus Eurer Gruppe stellt die Diskussionsergebnisse im Plenum vor. Visualisiert die wichtigsten Feststellungen.

Kooperation

4-er-Gruppen: Erstellt einen Fragenkatalog mit 5 Fragen zum Thema Stolpersteine.

Kooperation

Vorstellen: Eine Vertreterin oder ein Vertreter jeder Gruppe stellt der Klasse die fünf Fragen und wählt per Zufallsprinzip aus, wer sie beantworten soll (es können also alle an die Reihe kommen).

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