Videokonferenzen: Kommunikations- und Moderationstools:
Videokonferenzen haben sich an vielen Schulen in den letzten Monaten als wichtige Tools durchgesetzt, um akustisch und visuell den Kontakt zwischen Lehrpersonen und Schüler*innen aufrechtzuerhalten und die Beziehungen durch direkten Austausch zu stärken. Welche Tools bewähren sich? Was ist bei deren Einsatz zu beachten?
Videokonferenzen: hilfreich und anspruchsvoll zugleich
Um mit Schüler*innen in persönlichen Kontakt zu treten, bietet sich die Möglichkeit von Videokonferenzen an. Eine in den Phasen des Fernunterrichts sehr häufig eingesetzte Methode. Diese Variante persönlichen Kontakts klingt zunächst sehr interessant und könnte bei Lehrpersonen die irreführende Erwartung wecken, den Unterricht ähnlich wie zuvor weiterführen zu können. Doch dieses Format sollte gründlich geplant und reflektiert werden, denn Videokonferenzen sind sowohl pädagogisch als auch technisch anspruchsvolle Kommunikationsformen:
- Videokonferenzen benötigen einen leistungsfähigen Internetzugang
- Teilnehmer*innen müssen passende Dienste kennen und diese bzgl. Datenschutzfragen und Benutzung durch andere User*innen vorab einschätzen können
- Die Bedienung von Videokonferenz-Software kann je nach Tool recht kompliziert sein
- Verhaltensweisen in Videokonferenzen unterscheiden sich grundlegend vom Präsenzunterricht, was hohe Anforderungen an die disziplinierte Teilnahme stellt
- Die Teilnehmer*innen müssen zudem sehr konzentriert mitarbeiten, da die Kommunikation durch die räumliche und häufig leicht zeitverzögerte Distanz erschwert wird
- Wenn Videokonferenzen zu lange dauern und nur frontal und wenig interaktiv eingesetzt werden, ermüden sie schnell.
- Dosiert eingesetzt können sie aber sehr hilfreich sein, weil der Kontakt zu den Schüler*innen und der Austausch unter den Lernenden durch die direkte visuelle und akustische Kommunikation aufrechterhalten und vertieft werden kann.
Auch wenn die Nutzung von Videokonferenz-Tools also auf den ersten Blick schlüssig und motivierend erscheint, sollten die Herausforderungen bedacht werden, die mit diesem Format verbunden sind.
Tools im Überblick: Skype, JitsiMeet und Zoom
Bereits sind zahlreiche Videokonferenz-Tools im Einsatz. Wir gehen hier auf drei Tools ein, die wir in der eigenen Unterrichtspraxis als gute und praxistaugliche Lösungen erprobt haben:
Dieses bekannte und bewährte Programm zur Videotelefonie stellt auch im Fernunterricht eine erste niedrigschwellige Einstiegsebene für persönlichen Kontakt dar. Ein Microsoft-Konto, über das viele Windows-Nutzer*innen bereits verfügen, reicht für die Nutzung aus. Der Kontakt kann dann mit allen Nutzer*innen mit Skype-Konto einfach und schnell hergestellt werden.
Bis zu 50 Personen können dann gleichzeitig an einem Gruppen-Videochat teilnehmen und im Team arbeiten. Skype bietet zudem eine Gruppen-Bildschirmübertragung, um allen Teilnehmer*innen PowerPoint-Folien, Videomitschnitte und weitere Inhalte zu präsentieren.
Dieses open source-Tool stellt auf den ersten Blick die perfekte Einstiegslösung für Videokonferenzen in Zeiten von Corona-Unterrichtsfrei dar. Dementsprechend wurde es gerade in den ersten Tagen auch auf allen relevanten Blogs für Digitalunterricht empfohlen. Und tatsächlich: Die Nutzung ist niedrigschwellig möglich, bei gleichzeitig zahlreichen Möglichkeiten für Fernunterricht. Auch hier ist die Bildschirmübertragung möglich, was Unterricht erleichtern könnte.
Doch die Erfahrungen aus zahlreichen Schulen zeigen, dass JitsiMeet bei mehreren Teilnehmer*innen schnell instabil und wackelig wird. Daher ist es für erste Online-Unterrichtserfahrungen derzeit kritisch zu bewerten – denn es könnte für die weitere Zeit für Frustration auf allen Seiten sorgen und damit eine Weiterentwicklung eher hindern als fördern.
Mit den SuS soll eine ViKo durchgeführt werden. Dabei sollen innerhalb der ViKo Arbeitsblätter oder eine PPP eingefügt werden. Gleichzeitig soll die Lehrperson für die TN weiterhin sichtbar sein.
Autor/Autorin: Ludger Brüning
Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialwissenschaften an der Gesamtschule Haspe, in Hagen (NRW).
Umfang/Länge: 7 Seiten
Fächer: alle Fächer
Stufen: alle Stufen
Mit den SuS soll eine ViKo durchgeführt werden. Dabei sollen innerhalb der ViKo Arbeitsblätter eingefügt werden. Jetzt möchtest du zusätzlich mit einem Stift in deine Arbeitsblätter etwas markieren. Im Grunde ist es so, als ob du mit Folien am TLP arbeitest. Gleichzeitig soll die Lehrperson für die TN weiterhin sichtbar sein.
Autor/Autorin: Ludger Brüning
Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialwissenschaften an der Gesamtschule Haspe, in Hagen (NRW).
Umfang/Länge: 3 Seiten
Fächer: alle Fächer
Stufen: alle Stufen
Als zuverlässigste Lösung für Videokonferenzen mit bis zu 100 Teilnehmer*innen wird Zoom beschrieben. Die Registrierung ist in wenigen Schritten erledigt, dann kann man direkt starten:
In der Benutzeroberfläche genügt ein Klick (Optionen: Mit eingeschaltetem Video, mit ausgeschaltetem Video, mit Bildschirmübertragung) und ein Meeting wird gestartet. In dieses Meeting kann man weitere Teilnehmer*innen unkompliziert per Linkfreigabe einladen.
Zoom funktioniert nach bisherigem Stand (eigene Praxiserfahrung mit sechs Teilnehmer*innen) stabil, ebenso sind keine negativen Erfahrungsberichte aus den ersten Tagen intensiverer Nutzung bekannt. Zoom ist damit eine empfehlenswerte Lösung für Videokonferenzen.
Videotutorials
Empfehlenswert zum Einsatz von Videokonferenzen sind die kurzen Tutorials von Philippe Wampfler, der auf unterschiedlichste Möglichkeiten, ihre Chancen und Grenzen für Fernunterricht, und grundsätzliche Fragen niedrigschwellig eingeht.
Insbesondere die folgenden Videos könnten von besonderem Interesse sein:
Wie kann Jitsi Meet ohne die Plattform Switch genutzt werden? Welcher Browser eignet sich am besten dezu? Und benötigen Sie einen Passwortschutz?
Wie funktioniert Didaktik auf Distanz – und digital? Wie kann eine sichere Beziehung zwischen Lehrperson und Schüler*innen auch im Fernunterricht bestehen bleiben?
Wie können Videokonferenzen produktiv gestaltet werden? Welche Methoden bewähren sich im digitalen Fernunterricht?
In welchen Situationen ist Zoom eine gute Alternative zu JitsiMeet? Welche Rolle spielt dabei der Datenschutz?
Wie kann sichergestellt werden, dass alles, was in Videokonferenzen stattfindet, nicht weiterverbreitet wird? Was sind solide Grundregeln für eine Aufzeichnung?
Alle Videos: Creative Commons-Lizenz, Quelle: #digifernunterricht, YouTube-Kanal von Philippe Wampfler
Praxisbeispiele: Wie können Videokonferenzen in der Praxis genutzt werden?
Dass Videokonferenzen reflektiert und nur mit methodischer Vorbereitung und kleineren Vortests der jeweils gewählten individuellen Lösung durchgeführt werden sollte, sollte immer bedacht werden. Anhand einiger Beispiele sollen hier Einsatzmöglichkeiten von Video-Konferenzen im Fernunterricht vorgestellt werden:
- Ein gemeinsamer Start in den Tag mit einer kurzen Klassen-Videokonferenz
- Eine Klassen-Video-Konferenz zu bestimmten Tageszeiten
- Video-Konferenzen mit einzelnen Schüler*innen (eine sehr sinnvolle Lösung, um mit den Schüler*innen im Gespräch zu bleiben und die pädagogische Beziehung aufrecht zu erhalten)
- Offene Beratungstermine zu festen Uhrzeiten / Sprechstunde
- Gruppenarbeiten der Schüler*innen untereinander (wofür Zoom mit Break Out Sessions eine sehr praktische Lösung bietet
- Auch Elternsprechstunden sind natürlich denkbar, um Fragen klären zu können und ggf. zu Online-Lernangeboten beratend tätig zu werden
Praxisbeispiel I: Wie Schulen dieses Modell umsetzen können, zeigt das Konzept «Organisation des Unterrichts während der Corona-bedingten Schulschließung» von Andreas Kalt / Kreisgymnasium Neuenburg. Diese Schule setzt auf zwei Videokonferenz-Blöcke á 30 Minuten je Vormittag, in denen die Lehrperson mit je der Hälfte der Schüler*innen einer Klasse in den Austausch tritt.
Praxisbeispiel II: Philippe Wampfler gibt bei Twitter einen kleinen Einblick. «Morgenritual um 8 Uhr über Videokonferenz für alle Klassen verbindlich. Danach in jedem Fach mindestens einen «Touchpoint» pro Woche, bei dem Lehrkraft mit Schüler*innen kommuniziert. Stundenplan definiert Präsenz- und Arbeitszeiten zuhause.»
Praxisbeispiel III: Ein weiteres Beispiel einer Wiener Schule zeigt auf, wie der Online-Unterricht über Microsoft Teams unter Einbindung von Skype ablaufen könnte. Ein praktischer Leitfaden auch für andere Schulen, die Microsoft-Lösungen einsetzen und nutzen wollen.
Infografiken: Videokonferenzen
Infografik Stume Diskussionshilfen
CC BY @frausonnig
Infografik Datenschutz bei Videokonferenzen
von Philippe Wampfler CC BY
Infografik Hinweise für Videochats
von Björn Nölte CC BY @NOELTE030
CC BY 4.0 @frausonnig | von Philippe Wampfler CC BY | von Björn Nölte CC BY @NOELTE030 | CC BY von Hauke Pölert/ IQES | CC BY 4.0 gofoervisual.eu