«Feedback gehört zu den effektivsten Instrumenten, um den Lernerfolg zu steigern.»
Wozu Feedback? Fünf Gründe:
Rückmeldungen an die Lernenden zu geben gehört seit jeher zu den wichtigsten Aufgaben einer Lehrperson. Weniger verbreitet ist, dass Lehrpersonen gezielt und rechtmäßig Feedbacks von ihren Schülerinnen und Schüler oder aus dem Kollegium einholen und so deren Wissen und Erfahrungen für sich nutzbar machen. Dabei liegen hier regelrechte Schätze begraben.
Fünf Gründe, weshalb dies so ist.
Grund 1: Erfolgreiche Lernprozesse
John Hattie hat in seinen einflussreichen Publikationen gezeigt, dass Kinder und Jugendliche dann am besten lernen, wenn sie dabei unterstützt werden, ihre eigenen Lehrer zu werden. Das bedeutet: beim Lernen selbstständiger und fähiger zu werden, eigene Lernwege zu suchen und zu reflektieren, sowie Lernergebnisse zu bewerten. Wenn Lehrpersonen im Unterricht eine selbstreflexive und feedbackorientierte Praxis pflegen, können die Schülerinnen und Schüler am Modell erfahren, dass man beim Lernen am besten bei sich selbst beginnt.
Grund 2: Mittel zum beruflichen Lernen
Selbstreflexion hilft, mehr über sich, seine Handlungen, seine subjektiven Theorien und Überzeugungen zu erfahren. Sie hilft, berufliche Enttäuschungen und Misserfolge zu verarbeiten, und befähigt, Erfahrungen zu verstehen und Praxiswissen zu generieren. Lehrpersonen, die regelmäßig Feedbacks einholen, nutzen die Rückmeldungen, um realitäthaltiges Wissen über sich und die Mitwelt zu gewinnen. Sie erhalten dadurch Bestätigung und Anerkennung sowie Hinweise zur Optimierung und Verbesserung ihrer Unterrichtspraxis.
Grund 3: Realistische Berufsauffassung
Voraussetzung einer professionellen und gesundheitserhaltenden Berufspraxis ist ein bewusster Umgang aller an der Schule beteiligten Personen mit den Zielen und Werten ihrer Arbeit, dem ihnen übertragenen Auftrag, den an sie gestellten Erwartungen, den Wirkungen des eigenen Handelns. Wie gut die gesetzten Ziele erreicht wurden, sollte regelmäßig reflektiert werden. Dabei gilt es, auch die Sichtweisen von Schülerinnen und Schülern, Eltern oder anderen Schulpartnern einzubeziehen.
Grund 4: Beitrag zur Gesundheit
Untersuchungen zu den Wirkungen von Feedback auf die einzelnen Lehrpersonen zeigt, wie wichtig der Aufbau einer schulinternen Feedbackkultur gerade auch für die Gesunderhaltung im Beruf ist. Lehrpersonen, die in ihre Berufspraxis ein regelmäßiges Feedback integriert haben, berichten von folgendem persönlichen Gewinn: Dem Gefühl, als Lehrperson bestärkt zu werden, der Relativierung von eigenen Schwächen, einer forschenden Haltung im Unterricht sowie dem Abbau von Stressfaktoren und damit einhergehend auch ein Gefühl der Selbstwirksamkeit.
Grund 5: Verbessert Schulklima
Auch auf der Ebene der Schule sind positive Auswirkungen erwiesen. So haben Untersuchungen gezeigt, dass eine tatsächliche Verbesserung im Schulklima und in der Schulkultur erfolgen. Die Lehrpersonen erweitern ihre Rollen im Kollegium, pflegen einen lösungsorientierten Umgang mit Konflikten und tragen so zur Qualitätsentwicklung an ihrer Schule bei.
Die größten Effekte auf das Lernen treten dann auf, wenn Lehrpersonen in Bezug auf das Lernen selbst zu Lernenden werden und wenn Lernende zu ihren eigenen Lehrpersonen werden. Wenn Lernende ihre eigenen Lehrpersonen werden, dann zeigen sich bei ihnen diejenigen selbstregulierenden Merkmale, die bei Lernenden besonders erwünscht sind (Selbstbeobachtung, Selbstbewertung, Selbsteinschätzung, Selbstunterrichtung).John Hattie
Feedback und Selbstevaluation: weiterführender Artikel
Feedback und Selbstbeurteilung
Feedback ist ein wichtiges Element Guter gesunder Schulen. Eine gesundheitsförderliche Feedbackkultur kann zu einer Verbesserung des Schulklimas und der Arbeitszufriedenheit beitragen. Lehrpersonen berichten von einem persönlichen Gewinn durch die gefundene Anerkennung, Anstösse zu Selbstreflexion und gestärkte Arbeitsgemeinschaften.
Autor/Autorin: Gerold Brägger, Norbert Posse
Gerold Brägger, M.A., ist Leiter und Gründer der IQES-Plattform und des Beratungs- und Weiterbildungsinstituts schulentwicklung.ch. Er ist Erziehungswissenschaftler, Schulberater, Lehrerbildner, Autor von pädagogischen Fachbüchern und Lernmitteln sowie Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift PÄDAGOGIK: www.IQESonline.net www.schulentwicklung.ch
Diplom-Psychologe und Erziehungswissenschaftler, war bis 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Erziehungswissenschaftlichen Institut sowie am und Institut für Sozialwissenschaften der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Herkunft: Gerold Brägger, Norbert Posse: Instrumente für die Qualitätsentwicklung und Evaluation in Schulen (IQES), Band 1. hep verlag, 2007. ISBN 9783039053483
Umfang/Länge: 10 Seiten
Aus: IQES-Handbuch: Band 1
Fächer: alle Fächer
Stufen: alle Stufen