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Beginnen Sie dort, wo es für Sie Sinn macht

Evaluationen und Feedbacks sollten nicht als zusätzliche Pflichtübungen erledigt werden, sondern mit dem berechtigten Anspruch angegangen werden, dass sie sich für die Beteiligten lohnen sollen!

Hilfreiche Fragen in einer solchen Situation der Sinnfindung können sein: Wie können wir Feedback und Evaluation in den Dienst des Lernens (unseres eigenen und jenes der Schülerinnen und Schüler) stellen? Wie können wir Evaluation eng mit der Schul- und Unterrichtsentwicklung verknüpfen? Wie kann Evaluation für die beteiligten Lehrpersonen und Schulleitungen sinnstiftend, bedeutungsvoll und nützlich werden?

Schulinterne Evaluationen zeigen, was gut wirkt. Sie helfen, die Unsicherheit in Bezug auf die Wirkungen der eigenen Arbeit zu reduzieren und begrenzte Ressourcen wirksam einzusetzen. Sie sind ein hervorragendes Mittel, um Veränderungsmöglichkeiten und Handlungsbedarf zu erkennen und bilden eine wichtige Grundlage für die Verständigung über gemeinsame Ziele.

Sechs gute Gründe für die Selbstevaluation in Schulen und Teams:

Eigene Fragen als Ausgangspunkt: Eine gute Evaluation beginnt mit eigenen, als relevant erlebten Fragen der Beteilig­ten. Wenn bedeutsame Fragen zum Ausgangspunkt von Evaluationen durch einzelne Lehrpersonen, durch Teams oder ganze Schulen werden, hat dies den unschätzba­ren Vorteil, dass sie meist bei Kernthemen der Unterrichtspraxis und gemeinsamen Schwerpunkten der Schul- und Unterrichtsentwicklung ansetzen. Starke Verbindlich­keit entsteht über das persönliche Engagement und die Motivation der Beteiligten, die mehr über die Wirkungen ihrer Arbeit erfahren wollen und an der Verbesserung ihrer pädagogischen Praxis interessiert sind.

Selbstreflexion als Teil der Schulkultur: Früher nahmen die einzelnen Lehrer/innen die Verantwortung für die Schulqualität vorwiegend individuell wahr. Mit Selbstevaluation ist die Zielsetzung verbunden, dass die Kollegien gemeinsame Formen der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung aufbauen und diese im Schulbetrieb fest verankern. Die Schule wie auch einzelne Lehrpersonenteams können Evaluationen nutzen, um die Wirkungen der gemeinsamen Arbeit einzuschätzen und zu beurteilen.

Evaluation ist ein Mittel zur Beteiligung: Evaluation ermöglicht, die Sichtweisen der Beteiligten und Betroffenen einzuholen und auf dieser Grundlage tragfähige Entscheidungen zu fällen. Durch Evaluationsvorhaben können Lernende, aber auch Erziehungsberechtigte in die Gestaltung der Schule einbezogen werden. Grundlage für die Entscheidung über Entwicklungsschwerpunkte sind dann nicht nur die Sichtweisen innerhalb des Kollegiums, sondern auch regelmäßige Rückmeldungen von Kindern, Jugendlichen, Eltern oder externen Partnern. Evaluation ist so gesehen auch ein Beitrag zur Demokratisierung der Schule.

Evaluation ist ein Werkzeug der Schulentwicklung: Evaluation liefert handfeste Daten statt Vermutungen. Sie ermöglicht gesicherte Erkenntnisse über die Wirkungen und Wirksamkeit der Schulentwicklung. Durch wiederholte Evaluationen kann Klarheit über den Erfolg von Schulentwicklungsaktivitäten geschaffen werden. Klug eingesetzte Evaluationen dienen der Gesundheitsförderung in Schulen, weil sie die Ansprüche auf ein vernünftiges Maß bringen und den Fokus auf jene Bereiche legen, für die sich ein Engagement lohnt.

Evaluation dient der Rechenschaftslegung: Evaluation dient der Selbstkontrolle und Rechenschaftslegung. Sie gibt Hinweise, um die Qualität von Ergebnissen und Arbeitsprozessen einschätzen und bewerten zu können. Evaluationen ermöglichen, sich selbst und anderen Rechenschaft über die eigenen Leistungen zu geben. Für Schulsysteme und Schulen, die über Steuergelder finanziert werden und die auf starke Kooperationen mit Schulpartnern oder externen Partnern angewiesen sind, ist die Erkenntnis fundamental: Qualitätsnachweise schaffen öffentliches Vertrauen in die Schule, in die dort arbeitenden Menschen und ihre Leistungen.

Evaluation dient der Öffentlichkeitsarbeit: Evaluation liefert Informationen über erreichte Ziele und Stärken der Schule. Sie macht Qualität greifbar. Weil Evaluationsergebnisse und nicht einfach Behauptungen kommuniziert werden können, gewinnt die Selbstdarstellung der Schule an Glaubwürdigkeit.

Quelle: Brägger, G. & Posse, N. (2021). Digitales Feedback und Online-Evaluation für das Lernen fruchtbar machen. In G. Brägger & H.-G. Rolff (Hrsg.), Lernen mit digitalen Medien (S. 314). Weinheim: Beltz.

Sinnvoll eingesetzte Evaluation hat viel mit »Wert-Schätzung« zu tun – Wertschätzung der befragten »Expertinnen und Experten« für ein Thema (»Deine Meinung und Erfahrung sind für uns wertvoll«) und Wertschätzung von Prozessen und Ergebnissen (»Wie wertvoll ist etwas für uns und was ist uns das wert?«)

Widerstände gegen Evaluation in der Schule entstehen vor allem, wenn der Zweck und die Funktion (Wozu die Evaluation? Welche Konsequenzen hat sie?) und/oder das Vorgehen unklar sind, insbesondere, wenn nicht geklärt ist, was mit den Daten passiert, und wenn bislang negative Erfahrungen mit »Fremdbewertungen« oder »wirkungslosen« Evaluationen vorliegen (viel Aufwand, wenig Wirkung).

Aus diesen Erfahrungen lassen sich einige Vorschläge ableiten, die Bedenken und Widerstand in Bezug auf eine Evaluation in einem Kollegium reduzieren können. Evaluationserfahrene Schulen achten darauf,

  • dass die Betroffenen beteiligt werden: Information, Klärung von Ziel, Zweck, Absichten.
  • dass das Evaluationsthema bedeutsam, die Fragestellungen präzise, die Qualitäts- bzw. Bewertungskriterien festgelegt sind.
  • dass die Durchführungsnormen, Spielregeln und Rollen vereinbart sind: Verantwortlichkeiten, Vorgehen, Umgang mit Daten.
  • dass das Evaluationsvorgehen und die Instrumente transparent und die resultierenden Ergebnisse nachvollziehbar sind.
  • dass je nach Thematik und Zweck der Evaluation mehrere Sichtweisen (Lehrpersonen, Schüler/innen, Eltern, Lehrbetriebe, Schulbehörden …) einbezogen werden.
  • dass die Ergebnisse gemeinsam ausgewertet werden und aus den Ergebnissen Konsequenzen gezogen und Maßnahmen geplant werden.
  • dass Ergebnisse, Bewertungen und Beschlüsse über Folgerungen dokumentiert werden und die Befragten eine schnelle Rückmeldung erhalten.
  • dass abgeschlossene Evaluationen reflektiert werden und gemeinsam darüber nachgedacht wird, was sich am gewählten Vorgehen bewährt hat und was bei einem nächsten Mal besser gemacht werden könnte.

Quelle: Brägger, G. & Posse, N. (2021). Digitales Feedback und Online-Evaluation für das Lernen fruchtbar machen. In G. Brägger & H.-G. Rolff (Hrsg.), Lernen mit digitalen Medien (S. 316). Weinheim: Beltz.

Mit kleinen Evaluationsprojekten starten

Auch größere Veränderungen beginnen meist mit ersten bescheidenen Schritten. Lassen Sie sich nicht durch zu hohe Ansprüche entmutigen. Geben Sie sich die Gelegenheit, mit kleinen Evaluations- oder Feedbackvorhaben erste Erfahrungen zu sammeln. Entscheidend ist die Haltung: selbst als Lernender unterwegs zu sein, an Rückmeldungen von Kindern und Jugendlichen interessiert zu sein, den eigenen Unterricht weiterentwickeln zu wollen. Dafür sind die »perfekte« Umsetzung von Methoden und der Einsatz aufwändiger Evaluationsverfahren hinderlich. Gute Voraussetzungen für Lehrpersonen und Schulen, die Feedback bzw. Evaluation als Mittel des Lernens nutzen wollen, sind hingegen eine reflexive, forschende Haltung sowie Toleranz gegenüber eigenen Fehlern und den Fehlern anderer.

Jahres- und Projektauswertungen

Wenn es darum geht, Schulentwicklung partizipativ und evaluationsbasiert zu steuern, dann bieten sich kleine pragmatische Jahres- oder Projektevaluationen an. Diese sind wenig aufwändig und ein guter Startpunkt, um eine motivierende Evaluationspraxis an der eigenen Schule aufzubauen. Viele Schulen und Team machen gute Erfahrungen damit, an einem jährlichen Evaluationstag, Entwicklungsschwerpunkte des vergangenen Jahres auszuwerten und Schlussfolgerungen für die Planung des Folgejahres zu ziehen.

Geeignete Instrumente sind beispielsweise

Fokusevaluationen

Wie es der Name bereits sagt, haben Fokusevaluationen einen thematischen Schwerpunkt. Häufig ist dieser enger gefasst. Wenn in einer Schule bereits Entwicklungsschwerpunkte geplant sind oder bereits umgesetzt werden, sind Fokusevaluation ein probates Mittel, um Handlungsbedarf, Veränderungsbedürfnisse oder erreichte Wirkungen zu eruieren. Fokusevaluationen setzen meist dort an, wo Veränderungen gewünscht sind und pädagogische Entwicklungsprojekte umgesetzt werden. Also zum Beispiel: Sprachförderung, Unterrichten mit digitalen Medien, Leistungsbewertung und Kompetenzbeurteilung, Praxis der Hausübungen u. a. m. Geeignete Instrumente sind beispielsweise

Handbücher, Erfahrungsberichte und Konzepte

Wie kann interne Evaluation für meinen Unterricht und unsere Schule fruchtbar gemacht werden? Wie kann eine sinnstiftende Feedback- und Evaluationskultur gepflegt werden? Wie können Selbstevaluation und Schulentwicklung miteinander verzahnt werden? Wie entsteht Verbindlichkeit?