Anders prüfen:

Spätestens seit der Pandemie stellt sich die Frage, ob herkömmliche Prüfungsformate noch zu den Anforderungen an einen modernen Unterricht passen. Zahlreiche Schulen erproben alternative Prüfungsformen, die nicht nur individuelle Leistungen, sondern auch Kreativität und Teamarbeit bewerten. Mit den folgenden Beiträgen stellen wir innovative Konzepte vor und diskutieren die Vor- und Nachteile sowohl der tradierten als auch der neuen Prüfungsformate.

Traditionelle Prüfungsformen verlangen oft das Erinnern von Fakten und Daten, die von den Schüler:innen in einer stresserfüllten Situation abgerufen werden müssen. Lernende haben in einer Klausur individuell fremdgestellte Fragen zu beantworten, auf die (häufig) »die eine richtige« Antwort gegeben werden muss. Oft werden reine Wissensfragen gestellt, die Bearbeitungszeit ist (zu) kurz und Kooperation ist nicht vorgesehen (bzw. wird sanktioniert) (Winter 2012). Kein Wunder haben Prüfungen (mindestens für die weniger Erfolgreichen) kaum Motivationspotenzial.

Folgt man der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993), dann geht Motivation von Selbstwirksamkeit, Autonomie und sozialer Eingebundenheit aus. Die klassische Prüfungskultur fokussiert die Wirksamkeit auf das Prüfungssetting (wirksam ist das, was zu einer guten Note führt) – und verhindert Autonomie und soziale Eingebundenheit. Traditionelle Prüfungen begünstigen faktenorientiertes und erschweren verstehenstiefes Lernen. Sie haben kontraproduktive Wirkungen, wenn es um die Förderung der Schlüsselkompetenzen Kommunikation, Kreativität, Kollaboration und Kritisches Denken geht. Mit der Entwicklung neuer Lern- und Beurteilungskulturen und der damit einhergehenden Bewegung zu Kompetenzen hat sich der Fokus der Wirksamkeit verschoben: Kompetenzen sind Befähigungen von Menschen, sie beschreiben, was diese in vielfältigen Handlungssituationen können. Entsprechend könne sie auch nicht isolierten Klausursettings überprüft werden, sondern werden von Lernenden aktiv nachgewiesen.

Eine Erkenntnis, die sich in immer mehr Schulen und zeitgemäßen Prüfungsformaten bemerkbar macht: Lernende zeigen in vielfältigen handlungs- und produktorientierten Leistungssituationen, was sie können. Welche Spielräume können Schulen dafür nutzen?

Artikel aus der Zeitschrift PÄDAGOGIK 6/23

Anders prüfen

Prüfungen zählen zu den ungeliebten, aber grundsätzlich notwendigen Aufgaben im Lehrberuf. Seit Langem stehen sie in der pädagogischen Kritik, insbesondere in der Form summativer, individueller Schülerbeurteilungen anhand von Ziffernoten beziehungsweise Zensuren. Wie lässt sich das anders machen?

Autor/Autorin: Albrecht Wacker, Matthias Trautmann

Herkunft: PÄDAGOGIK 06/23, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 4 Seiten

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Prüfen mit digitalen Instrumenten

Klassische Prüfungsformate sind nicht nur bei Lehrkräften tief verwurzelt, sondern auch bei Schüler:innen und Eltern, die in ihrer Schulzeit nichts anderes gelernt haben. Ein Blick in Prüfungsordnungen zeigt jedoch, dass es mehr Freiräume gibt, als viele Lehrkräfte sich selbst zugestehen.

Autor/Autorin: Hendrik Haverkamp

Herkunft: PÄDAGOGIK 06/23, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 5 Seiten

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Abb. Prüfungsschieberegler (Hendrik Haverkamp, PÄDAGOGIK 6/23)

Open-Book-Klausuren

Bei Open-Book-Klausuren dürfen Schüler:innen alles verwenden, was sie mitbringen, inklusive der zuvor ermittelten Suchergebnisse aus dem Internet. Wie bewerten sie diese ungewöhnliche Prüfungsform?

Autor/Autorin: Sönke Zankel

Herkunft: PÄDAGOGIK 06/23, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 4 Seiten

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Wenn die Zeit dafür reif ist

Schüler:innen schreiben Klassenarbeiten, Tests und Prüfungen in aller Regel zum selben Zeitpunkt und über exakt dieselben Lerninhalte. Aber ist das ein geeigneter Weg, um mit den individuellen Stärken und Schwächen der Lernenden produktiv umzugehen?

Autor/Autorin: Andreas Baumgärtner, Monika Becker, Tamara Erschig

Herkunft: PÄDAGOGIK 06/23, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 5 Seiten

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Abb. Gelingensnachweise auf drei Niveaustufen (Andreas Baumgärtner, Tamara Erschig, Monika Becker, PÄDAGOGIK 6/23)

Leistungsbeurteilung im Dialog

Coachinggespräche bieten nicht nur die Möglichkeit, Lernenden individuelle Rückmeldungen zu geben, sondern darüber auch Anknüpfungspunkte, um formative Beurteilungen in (summative) Prüfungsformate einzubinden. Darüber hinaus gibt es auch Anknüpfungspunkte zu Prüfungsformaten.

Autor/Autorin: Joel Trappmann

Herkunft: PÄDAGOGIK 06/23, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 5 Seiten

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Abb. Formblatt für Coachinggespräch und Standortgespräch (Joel Trappmann, PÄDAGOGIK 6/23)

Unterrichtsbeiträge beurteilen und bewerten

Mündliche Leistungen werden in allen Bundesländern eingefordert, aber häufig wird kritisiert, dass sie nicht ausreichend transparent bewertet werden. Der Autor schildert Formate und Erfahrungen, mit denen mündliche Noten transparent erhoben und beurteilt werden können.

Autor/Autorin: Jens Lindström

Herkunft: PÄDAGOGIK 06/23, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 4 Seiten

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Artikel aus der Zeitschrift PÄDAGOGIK 9/17

Leistungsbewertung und Vielfalt: Die Frage, wie Erfolge differenzierender Lernprozesse bewertet werden können, wird immer bedeutsamer; denn der Widerspruch zwischen der Forderung und dem Wunsch nach einem produktiven Umgang mit Vielfalt auf der einen und einer normierten und vergleichenden Leistungsmessung auf der anderen Seite tritt heute deutlicher zu Tage. Deshalb suchen Schulen, Lehrkräfte, aber auch Schulbehörden nach Alternativen. Die Frage lautet als nicht nur: Wie können wir produktiv mit Heterogenität umgehen – sondern zugespitzt, wie können wir Anstrengungen und Fortschritte vor dem Hintergrund heterogener Lernvoraussetzungen so bewerten, dass nicht Demotivation, sondern Motivation die Folge ist?

Die untenstehenden Artikel nähern sich dieser Herausforderung anhand der folgenden Fragen:

  • Wie kann Diagnostik und Leistungsbeurteilung in integrierten Schulformen aussehen?
  • Wie können Lernende einbezogen werden in die Bewertung ihrer Leistung?
  • Wie können Anregungen anderer für eigenen Entwicklungsvorhaben fruchtbar gemacht werden?
  • Wie können Leistungsrückmeldungen als Dialog und Reflexion gestaltet werden?
  • Wie kann der Übergang zwischen Leistungsberichten zu Noten pädagogisch gestaltet werden’

Leistungsbewertung und Vielfalt

Oder: Umgang mit den Widersprüchen des Systems

Der Umgang mit Heterogenität in der Schule erfordert einen anderen Unterricht. Welches Verständnis von Leistung entspricht diesem Unterricht? Wie kann das individuelle Ergebnis am Leistungsvermögen des Einzelnen gemessen werden und zu Leistungssteigerung ermutigen? Für diesen Weg brauchen Schulen Beratung, um sich mit Widersprüchen auseinander zu setzen und sich gegen Widerstände argumentativ zu wappnen.

Autor/Autorin: Susanne Thurn

Herkunft: PÄDAGOGIK 9/17, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 4 Seiten

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Leistungsrückmeldung als Dialog und Reflexion

Was bedeutet das für Lernkultur und Lehrerrolle?

Auf die Vielfalt der Lernenden antworten Schulen durch vielfältige Lernangebote, die Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung stärken. Entsprechend vielfältig sind auch die Leistungsrückmeldungen. Was ermöglichen Instrumente wie Lernbegleitbücher – Arbeits- und Entwicklungsportfolios – häufige Gespräche aller Beteiligten miteinander? Und was bedeutet dies für die Veränderung der Lernkultur und der Lehrerrolle?

Autor/Autorin: Sabine Jacobsen

Herkunft: PÄDAGOGIK 9/17, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 3 Seiten

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Leistungsbeurteilung

Pädagogische Spielräume nutzen und gestalten

Schulen haben Spielräume – auch für weitreichende Entwicklungen im Feld der Leistungsbeurteilung. Wie können entwicklungsinteressierte Schulen von erfahrenen Schulen lernen, diesen Spielraum zu nutzen? Wie kann die Zusammenarbeit von Wissenschaft und reflektierter Praxis dabei helfen? Ein Beispiel zeigt, wie ermutigende Gelingensbedingungen und konkrete Handlungshilfen für eigene Veränderungsprozesse fruchtbar gemacht werden können.

Autor/Autorin: Birgit Xylander, Regine Bondick, Silvia-Iris Beutel

Herkunft: PÄDAGOGIK 9/17, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 5 Seiten

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Stufen: alle Stufen

Abb. Leistungsrückmeldung im Kompetenzraster (MBS) (Silvia-Iris Beutel, Regine Bondick, Birgit Xylander, PÄDAGOGIK 9/17)
Abb. Beispiel einer Seekarte der Primarstufe der WI’R. Die Kinder dokumentieren ihren Lernfortschritt in den Fähnchen mit farbigem Ausfüllen. (Silvia-Iris Beutel, Regine Bondick, Birgit Xylander, PÄDAGOGIK 9/17)

Von Lernberichten zu Noten

»… auch Noten sollten jeden Einzelnen berücksichtigen «

Schulen, die den in einigen Bundesländern möglichen Verzicht auf Notengebung wahrnehmen, müssen irgendwann den Weg von individuellen Rückmeldungen zu genormten Notengestalten: möglichst nicht nur verträglich, sondern pädagogisch förderlich. Wie können Schülerinnen und Schüler lernen, sich richtig einzuschätzen, ein eigenes Profil zu entwickeln und dadurch Selbstwirksamkeit zu erfahren?

Autor/Autorin: Christine Biermann

Herkunft: PÄDAGOGIK 9/17, Lizensiert für IQES online © Verlagsgruppe Beltz.

Umfang/Länge: 4 Seiten

Fächer: alle Fächer

Stufen: alle Stufen

Abb. Bogen »Wie setzt sich die Mathenote zusammen?« (Christine Biermann, PÄDAGOGIK 9/17)