«Alle Schülerinnen und Schüler – vom Schüler mit den grössten Lernschwierigkeiten bis zu den fortgeschrittensten Lernern – lernen besser in einer Schulkultur und Lernatmosphäre, die der Heterogenität und Diversität ebenso Rechnung trägt wie den verschiedenen Begabungsdomänen und individuellen Stärken.»
Konzept und Modell:
Der Schulkreis Rickenbach will andere Schulen motivieren, sich auf den Weg einer breiten Begabungs- und Begabtenförderung für alle Kinder zu machen. Dabei kann das Modell »Fit und stark fürs Leben« für andere Schulen eine Grundlage sein. Die Kurzinformation und Grundhaltungen sollen dazu die wichtigsten Grundgedanken des Konzepts »Fit und stark fürs Leben« aufzeigen. Die wesentlichen Konzeptbausteine werden als Überblick klar ersichtlich im Modell aufgezeigt, visualisiert und kurz beschrieben (näher wird in den einzelnen »Kapiteln« eingegangen). Die Konzeptentwicklung zeigt zusätzlich den Aufbau und die Vernetzung der einzelnen Konzeptbausteine auf. Das Konzept und Modell wird darüber hinaus mit theoretischen Grundlagenmodellen der breiten Begabungs- und Begabtenförderung hinterlegt.
Inhalt
Begabungsfördernde, stärkenorientierte und gesundheitsfördernde Schule
Eine breite Begabungsförderung für alle Schülerinnen und Schülern gehört zum Grundauftrag einer guten und zeitgemäßen Schule. Somit sollen alle Kinder von einer breiten Begabungsförderung profitieren dürfen. Das Konzept »Fit und stark fürs Leben« sieht die Aufgabe der Schule darin, konsequent ein begabungsförderndes Umfeld für alle Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Dies wird im Konzept »Fit und stark fürs Leben« bewusst auch in den Schulstrukturen verankert und nach den multiplen Intelligenzen nach Gardner gearbeitet. So werden zum Beispiel:
- Jährlich mehrere Lernateliers in verschiedenen Begabungsbereichen nach Gardner angeboten, welche alle Schülerinnen und Schülern nach ihren Interessen und Stärken in altersdurchmischten Gruppen besuchen können.
- Zusätzlich stehen die verschiedenen Ressourcenräume (Forscherraum, Kreativraum, Bewegungsraum, Musikraum, Snoezelraum) den Schülerinnen und Schülern im Schulkreis Rickenbach als anregende und offene Lernumgebungen zur Verfügung.
- Während dem Jahr werden in den spezifischen Jahresmottos bewusst einzelne Elemente des Konzepts »Fit und stark fürs Leben« wieder aufgegriffen und vertiefter in klasseninternen, altersdurchmischten, klassenübergreifenden Aktivitäten behandelt sowie in verschiedenen Bereichen weiter vernetzt.
- Projekt- und Portfolioarbeiten helfen den Schülerinnen und Schülern, sich in ihren Begabungen weiterzuentwickeln und ihre Stärken festzuhalten.
Durch diese Individualisierung und Differenzierung wird stärkenorientiertes Lernen auf allen Ebenen ermöglicht.
Wir ermöglichen Lernen mit allen Sinnen, handlungsorientiertes Lernen, selbstorganisiertes Lernen, projektartiges Lernen, ganzheitliches Lernen, klassen- und schulübergreifendes Lernen, das Einbeziehen außerschulischer Lernorte und das Hereinholen von Expertinnen und Experten.
Das Konzept »Fit und stark fürs Leben« setzt im Sinne der Salutogenese zusätzlich bei der Verantwortung der Schule an, Schülerinnen und Schüler zu eigenverantwortlichem Handeln anzuleiten und sie zu befähigen, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten und zu fördern.
Die Schule bietet Möglichkeiten, die Lern- und Lebenswelt bewegungsaktiv und gesund mitzugestalten. Die Umsetzung der bewegungsorientierten Gesundheitsförderung beschränkt sich dabei nicht nur auf den Sportunterricht, sondern wird bewusst in den Schulalltag integriert. Dies zum Beispiel in Bewegungspausen, Nutzung des Bewegungsraums & Snoezelraum, Angebot des Bewegungsschranks für Pausenaktivitäten usw.
Um die Schülerinnen und Schüler fit und stark fürs Leben vorzubereiten, werden somit häufige und gezielte Anreize zur Entwicklung von Interessen sowie Schlüsselkompetenzen in offenen wie auch neuen Lehr- und Lernformen angeboten. Eine gesunde, ganzheitliche, stärkenorientierte Entwicklung jedes Einzelnen steht im Konzept »Fit und stark fürs Leben« und im Schulkreis Rickenbach im Vordergrund. Stärken, Interessensbereiche und Ressourcen werden als Selbstverständlichkeit in die Schule integriert.
Vertrauen, Selbstverantwortung, Respekt, Partizipation und Identifikation
Ein wichtiges Anliegen des Konzeptes ist, die Schülerinnen und Schüler so zu behandeln und zu fördern, dass sie persönlich wachsen und sich zu selbstbewussten, verantwortungs- und respektvollen Menschen entwickeln können und damit »Fit und stark fürs Leben« werden. In gezielten Aktivitäten und Projekten werden diese Elemente bewusst gestärkt und alle Ressourcen im schulischen Umfeld genutzt. An der Schule wird Demokratie und Partizipation gelebt, Identifikation geschaffen und Verantwortung übernommen.
Im Konzept »Fit und stark fürs Leben« wird Vertrauen durch Übergabe von Verantwortung und Ermöglichen von Gestaltungsfreiräumen geschaffen. Verantwortung übernehmen muss immer wieder geübt werden wie auch der gegenseitige Respekt und der konstruktive Umgang miteinander. Durch Partizipation und Identifikation werden die Schülerinnen und Schüler ermutigt, ihre Fähigkeiten gewinnbringend einzusetzen.
- Die Ressourcenräume sind beispielsweise zur freien Benutzung offen und den Schülerinnen und Schülern wird Vertrauen und Selbstverantwortung übergeben.
- Mit Einbezug der Schülerinnen und Schüler wurden gemeinsame Schulregeln und Abmachungen definiert. Auf ihre Einhaltung wird gemeinsam geachtet.
- Die Kommunikation der an der Schule Beteiligten soll von Vertrauen und gegenseitigem Respekt bestimmt sein, der Umgang untereinander wertschätzend. Probleme und Konflikte werden offen und konstruktiv angesprochen und bearbeitet. Das Schuljahresmotto »Prima Klima« trägt dazu einen wichtigen Teil bei.
- In den Schülerlernateliers und dem Lernstudio/Lerntutoring wird Verantwortung übertragen und gleichzeitig die Möglichkeit geboten, andere Kinder und auch die Lehrpersonen zu inspirieren. Das Verantwortungsbewusstsein steigt und damit auch der Respekt gegenüber den Mitschülerinnen und Mitschülern.
- Im Klassenrat und im Schülerrat wird die Partizipation der Schülerinnen und Schüler weiter gestärkt. Demokratische Grundhaltungen werden vermittelt und eine Gesprächskultur gefördert, welche andere Meinungen akzeptiert. Klassenübergreifend werden schulische Themen und zwischenmenschliche Probleme lösungsorientiert aufgegriffen. Die Kinder erfahren, dass sie in der Schule mitreden und mitbestimmen können.
- So schafft das Schulhausmaskottchen »Prikli« fortwährend neue Identifikation wie auch das eigene Schulhauslied, welches bei gemeinsamen Aktivitäten immer wieder gesungen wird.
- Im Schulhaus und um das Schulhaus erinnern viele Gemeinschaftswerke als Kunstobjekte daran, dass jedes Kind mit seiner Individualität ein wertvoller Teil der eigenen Schule ist. Die Kunstwerke symbolisieren die Vielfalt, die Gemeinsamkeiten und die Vernetzung.
- Ebenfalls sind der Elterneinbezug und die Vernetzung von externen Fachpersonen wichtige Elemente des Konzepts. Durch vielfältige gemeinschaftsbildende Projekte und Veranstaltungen werden Gelegenheiten geschaffen, damit Beziehungen wachsen können und der Zusammenhalt unter den Beteiligten sowie die Identifikation mit der Schule gestärkt werden. Das Wissen und die Kompetenzen aller Beteiligten können durch partizipative Anlässe für die Weiterentwicklung der Schule genutzt werden. Dadurch werden die Identifikation und das Vertrauen aller Beteiligten weiter gestärkt. Partizipation macht Betroffene zu Beteiligten und schafft so Bindung und Identifikation.
Vertrauen, Selbstverantwortung, Respekt, Partizipation und Identifikation sind zentrale Haltungen, welche die Schulkultur prägen und große Bedeutung für das Lernen sowie die Persönlichkeitsentwicklung haben. Schülerinnen und Schülern müssen erfahren, dass sie mitentscheiden können und ihnen somit Verantwortung übertragen wird. Sie erkennen dadurch, dass sie ein wichtiger Teil der Schule und der Gesellschaft sind.
Das Modell des Konzepts »Fit und stark fürs Leben« zeigt die wichtigsten Konzeptbausteine des Schulkreises Rickenbach anschaulich dar. Nachfolgend werden die verschiedenen Bausteine kurz erläutert.
Die verschiedenen Konzeptbausteine sind alle unter dem Dach einer begabungsfördernden, stärkenorientierten und gesundheitsfördernden Schule untergebracht. Die breite Begabungs- und Begabtenförderung bilden im Konzept »Fit und stark fürs Leben« das Grundgerüst. Aufgebaut ist das Konzept auf den Basiselementen der Grundhaltungen und den theoretischen Grundlagenmodellen. Folgende Kernelemente bzw. Konzeptbausteine sind im Modell ersichtlich:
- Lernateliers:
Mehrmals jährlich werden im Schulkreis Rickenbach klassenübergreifende Lernateliers zu den verschiedenen Begabungsbereichen nach Gardner durchgeführt, entweder von den Lehrpersonen und externen Fachpersonen oder von den Schülerinnen und Schüler selber. Ziel ist ein altersdurchmischtes Lernen, je nach Stärken, Bedürfnissen und Vorlieben des einzelnen Kindes. Externes Fachwissen von Eltern, Berufsleuten, Wissenschaftlern, Technikern und Künstlern oder Schülerinnen und Schülern kann so in die Schule einfließen. Den Kindern werden neue Themenfelder, Begegnungen und Interessensgebiete zum Kennenlernen angeboten, welche im Schulalltag wenig Platz finden. - Ressourcenräume: Fünf Ressourcenräume bieten allen Kindern optimale Voraussetzungen für individuelles Lernen und persönliche Entwicklung. Die natürliche Lern-, Bewegungs-, Erholungs- und Gestaltungsfreude der Kinder wird neben dem eigentlichen Klassenunterricht durch den Forschungs-, Bewegungs-, Musik-, Kreativ- sowie Snoezelraum erhalten und weiter gefördert. Die Räume dürfen während der Schulzeit klassenübergreifend und individuell von den Schülerinnen und Schülern genutzt werden.
- Jahresmottos: Jahresmottos werden im Konzept »Fit und stark fürs Leben« im Sinne einer breiten Begabungsförderung bewusst genutzt. Somit entstanden sechs verschiedene Jahresmottos mit spezifischen Schwerpunktthemen, welche für eine bessere Nachhaltigkeit im Turnus wiederholt werden.
- Ergänzende pädagogische Gestaltungselemente: Als Ergänzung einer begabungsfördernden und stärkenorientierten Schule werden folgende Konzeptbausteine im Schulkreis Rickenbach umgesetzt: Portfolio, eigene Projektarbeit, Schülerrat/Klassenrat, Lernstudio/Lerntutoring sowie FörderPlus.
Inhalt
Intelligenzmodelle der breiten Begabungs- und Begabtenförderung
Das Konzept »Fit und stark fürs Leben« geht davon aus, dass Intelligenz nicht eine vorgegebene Gabe ist, welche einem gemessenen IQ –Wert entspricht. Verschiedene anerkannte Kognitions- und Intelligenzforscher belegen die vielschichtige Zusammensetzung von Intelligenz. Grundlage für die breite Begabungsförderung im Schulkreis Rickenbach ist die Theorie der multiplen Intelligenzen. Eine Intelligenztheorie, die Howard Gardner in den 1980er Jahren entwickelt hat, weil nach seiner Überzeugung die klassischen Intelligenztests nicht ausreichen, um Fähigkeiten zu erkennen und entsprechend zu fördern, die über den Erfolg im Leben in verschiedenen kulturellen Umfeldern und Berufen entscheiden. Gardner unterscheidet je nach Literatur bis zu neun Formen der Intelligenz (Sprachliche, Musikalische, Körperlich-kinästhetische, Intrapersonale, Interpersonale, Logisch-mathematische, Räumliche, Naturalistische und Existenzielle)
Grundlegende Modelle der Begabungs- und Begabtenförderung sind für den Schulkreis Rickenbach die Theorie der multiplen Intelligenzen nach H. Gardner, das Münchner Modell der Hochbegabung nach Kurt A. Heller, das Drei-Ringe-Konzept von J. Renzulli und das triadische Interdependenzmodell von F. J. Mönks.
Modell der Salutogenese
Als wesentliche Grundlage des Konzeptes dient das Modell der »Salutogenese«, welches auf einem sehr umfassenden Gesundheitsverständnis basiert und vor allem die Fähigkeiten jedes Einzelnen zur Erhaltung und Stärkung seines Wohlbefindens fördern will. Die Ausrichtung auf die Salutogenese im Sinne von Aaron Antonovsky ist ein wichtiges Merkmal der guten gesunden Schule. Als zentraler Aspekt werden dabei Menschen in der Schule gestärkt und unterstützt, dass sie Zutrauen zu sich selbst entwickeln und erhalten können (Gefühl der Machbarkeit), dass ihnen ihr Handeln sinn- und wertvoll erscheint (Gefühl der Sinnhaftigkeit) und dass ihr Leben und das, was sich darum herum abspielt, begreifbar wird (Gefühl der Verstehbarkeit).
Das Modell legt nahe, Gesundheit und Krankheit beziehungsweise Wohl- und Missbefinden nicht als Entweder- oder-Zustände zu deuten, sondern als Pole, zwischen denen sich das Individuum in einem dynamischen Gleichgewicht hält. Der Mensch pendelt also zwischen mehr oder weniger krank und gesund bzw. fühlt sich mehr oder weniger wohl oder unwohl. Er muss im Spannungsfeld seiner natürlichen Vorgabe und seiner veränderbaren Lebensverhältnisse versuchen, seine Homöostase – das umfassende Gleichgewicht – immer wieder aktiv »herzustellen« und zu wahren. (vgl. SVSS Schweizerischer Verband für Sport in der Schule, 2002). Im Sinne der Salutogenese wird neben der Stärkung der physischen Ressourcen ebenfalls auf die Stärkung der psychischen Ressourcen geachtet.
Das Schulische Enrichmentmodell (SEM)
Mithilfe des Schulischen Enrichment Modells werden die Potenziale und Stärken von allen Schülerinnen und Schülern angesprochen. Der Schulkreis Rickenbach orientiert sich am ursprünglichen Konzept von Renzulli, Reis und Stedtnitz (2001), welches drei Stufen von Aktivitäten des »Enrichments Typ I bis III« bezeichnet. Die Elemente dieses Modells lassen sich auf der Ebene der Klassen und auch innerhalb der gesamten Schule umsetzen. Die Klasse ist dabei der erste und wichtigste schulische Förderort. Lehrpersonen nehmen auf der Ebene des Klassenunterrichts Begabungen und Ressourcen der Schülerinnen und Schüler wahr. Individualisierende und differenzierende Lehr- und Lernformen und ein auf Binnendifferenzierung ausgerichteter Unterricht sind wesentliche Bausteine des Modells.
Schnupperangebote
Typ I: Interessen weckende Aktivitäten (Anregungsphase): Angebote für die gesamte Schule oder in den einzelnen Klassen. Wecken oder Entdecken neuer Interessensfelder und Anregung zu weiterem Engagement in speziellen Fähigkeitsbereichen. Regelmäßige Schnupperangebote finden in den Lernateliers und in den Projekttagen statt.
Grundfertigkeiten
Typ II: Aufbau von Grundfertigkeiten zu entdeckendem und forschendem Lernen, Entwickeln von Selbstlernfähigkeiten, Lernstrategien und Lernhaltungen, sowie Methodenkompetenz. Entwickeln von Fähigkeiten zur Bearbeitung anspruchsvoller Aufgaben und Problemstellungen, um besondere Interessen und Begabungen zielführend auszubauen. Die Grundfertigkeiten werden vor allem im Klassenunterricht wie auch im Forscherraum gefördert.
Individuelle Projekte
Typ III: Individuelle und eigenständige Projekte: Begabungsspezifisches Arbeiten der Schülerinnen und Schüler in ihren Begabungsbereichen in eigenständigen Projekten oder in Kleingruppen. Das Lernen in dieser Phase kann in Freiräumen gleichzeitig zum Regelunterricht, im Lernatelier oder in den Ressourcenräumen geschehen. In der freien Projektarbeit lehnt sich der Schulkreis Rickenbach an die Individuelle Interessenforschungsmethode nach Doris Müller-Hostettler an, einer »Schritt-Methode«, mit welcher sich Kinder bereits auf der Unter- und Mittelstufe grundlegende Arbeitstechniken und Strategien aneignen, um ein eigenes Interessensthema selbstständig und erfolgreich zu erforschen. Die Schülerinnen und Schüler bekommen somit Gelegenheit ihr Wissen, ihre Interessen, ihre Kreativität an einem ausgewählten Thema anzuwenden.
Konzeptentwicklung 2008 - 2020
Umfang/Länge: 5 Seiten
Fächer: alle Fächer
Stufen: alle Stufen
Zertifikatsarbeit - CAS Schulmanagement PH Luzern
Umfang/Länge: 58 Seiten
Fächer: alle Fächer
Stufen: alle Stufen